Bürgermeisterwahl Kappeln 2007
Die Kandidaten für die Wahl zum Bürgermeisteramt in Kappeln stehen jetzt fest und der Bürger hat
am 23. September 2007 die Wahl.
Kappeln steht in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen.
Aus diesem Grund stellen wir sehr hohe Ansprüche an die / den zukünftige(n) BürgermeisterIn.
Wir haben deshalb die Kandidatin / Kandidaten gebeten, zu einigen Punkten,
die uns Grüne für die Stadtentwicklung wichtig sind, Stellung zu nehmen.
Ursprünglich wollten wir mit der Veröffentlichung warten, bis die Antworten aller drei Kandidaten vorliegen,
doch ewig wollen wir nicht warten.
Mittlerweile liegen die Antworten von Sabine Meerjanssen und Sascha Boettcher vor.
Wir bedanken uns nochmal von dieser Stelle aus bei den beiden Kandidaten für die Beanwortung der Fragen.
Vom amtierenden Bürgermeister Roman Feodoria haben wir leider bisher (29.8.2007) noch keine Rückmeldung erhalten.
- Was fällt Ihnen als BürgermeisterkandidatIN spontan zum Thema Transparenz
und Bürgerbeteiligung in Kappeln ein?
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Sabine Meerjanssen:
Die Tranzparenz und Bürgerbeiteiligung in Kappeln muss verbessert werden.
Dazu ist eine intensive Informationspolitik, insbesondere über die Stadtvertretung vonnöten.
Darüberhinaus sollen die Menschen, die hier leben als wertvolle demokratische Bereicherung und nicht als lästiger
Störfaktor gesehen werden.
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Sascha Boettcher:
In manchen Kleinprojekten scheint manchmal durch gezielte Stimmungsmache alles so transparent zu sein,
dass man sich in einer endlosen Diskussion befindet. Das Ergebnis sind Konflikte, die es nicht geben müsste.
Bei dem einen oder anderen Großprojekt hat es den Anschein, alles müsse erst einmal so weit
vorbesprochen werden, bis man die Allgemeinheit darüber informieren kann.
Spontan fällt mir der Begriff des "unmündigen Bürgers" ein. Ergebnis dieser vielgeliebten Praxis
in unserer Stadt sind wiederum -vermeidbare- Konflikte.
Das Große Engagement von uns, die seit vielen Monaten mehr Transparenz und Information fordern wird belohnt.
Z.B.: Meine erste Anfrage zum Ratsinformationssystem gab es bereits vor über einem Jahr.
-
Roman Feodoria:
- Abwanderung, Attraktivität von Kappeln gerade für junge Familien, Weichenstellung für
Arbeitsplätzeschaffung.
Wie sehen Sie Ihre Möglichkeiten der Einflussnahme in Kappeln?
-
Sabine Meerjanssen:
Maßgeblich für die Arbeitsplatzbeschaffung können die geplanten Großprojekte sein.
Dabei muss gesondert darauf geachtet werden, dass die Interessen der hier lebenden Menschen genügend
berücksichtigt werden. Arbeitsplätze müssen auch für die geschaffen werden, die hier schon leben.
Darüber hinaus gehe ich davon aus, dass Kappeln eine Zuwanderung erleben wird. Für diese Familien
müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, z.B. durch die Ausweisung attraktiver naturnaher Baugebiete mit
hohem Lebenswert.
Die Attraktivität einer Stadt ist maßgeblich vom Bildungsangebot und den Angeboten für Kinder
und Jugendliche im Freizeitbereich abhängig. Auch dort sind attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen.
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Sascha Boettcher:
Das Grundproblem jeden Klagens ist die mangelnde Reformbereitschaft. Man beklagt die Abwanderung und
Überalterung und meint, man könne ja sowieso nichts ändern.
Veränderungen sind aber immer möglich, auch bei schwierigen Rahmenbedingungen.
Dazu bedarf es vieler kleiner Schritte, um eine Veränderung oder Reform zu erreichen.
Mein Beitrag dazu ist, die Kluft und die oft beschriebene Schere zwischen Alt und Jung, sowie Groß- und
Kleinunternehmen einzudämmen. Maßnahmen können z. B. finanzielle Anreize für junge Familien
und ansiedlungsbereite Unternehmen sein.
- Wie sieht die Zukunft Kappelns unter Ihrer Führung als BürgermeisterIN im Hinblick
auf eine ökologische Stadtentwicklung aus, d.h. welche Vorschläge eines
intelligenten Energiemanagements für die öffentlichen Gebäude und Anlagen können
die Bürger dieser Stadt von Ihnen im Falle Ihrer Wahl erwarten,
und findet sich darin eine Ausschreibung gem. VOL
für Ökostromanbieter
für die städtischen Betriebe und das Rathaus, um Kappeln als die
umweltfreundlichste Stadt am Schleifjord bekannt zu machen?
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Sabine Meerjanssen:
Antworten auf ökologische Anforderungen und Klimaschutz sind die maßgeblichen Aufgaben, um
auch zukünftig in einer lebenswerten Welt zu leben.
Meine Anforderung wird nicht nur sein, im Bereich Öko Stromanbieter Veränderungen herbeizuführen.
Alle technisch machbaren ökologisch sinnvollen Strategien sind künftig mit einzubeziehen.
Das Ökologie und Ökonomie eine segensreiche Verbindung eingehen können,
zeigen die herausragenden und weltweiten wirtschaftlichen Entwicklungen der Unternehmen im Bereich alternative Energie.
Hier ist unser sonnen- und windreiches Schleswig-Holstein und gerade unsere Region weltweit erste Wahl.
-
Sascha Boettcher:
Sie sprechen damit das Vergaberecht an. Es ist wichtig für unsere Stadt, dass sie die Vorteile
von Wettbewerb erkennt. Oft verkannt wird die Möglichkeit, Ausschreibungsverfahren durchzuführen
und innerhalb dieser bestimmte Kriterien festzulegen. Solche Verfahren kosten zwar Geld, aber
ohne gewisse Investitionen, dreht sich die wirtschaft nun einmal nicht.
Die Berücksichtigung von Umweltbelangen ist ein sehr wichtiges Kriterium. Die Zeiten, in denen immer nur
der billigste, nicht aber nachhaltigste Anbieter den Zuschlag bekommt, sind längst überholt.
Wir müssen auch im Sinne nachfolgender Generationen einerseits Umwelt relevante Fragen stellen
und dementsprechend handeln.
Im Bereich des Energiemanagements besteht ein großer Bedarf an Neuerungen.
Dies muss auch eine Kommune erkennen und in diesen Bereich investieren. Der Einspareffekt wird die
Investitionen nicht nur decken, sondern effektiv überflügeln.
Kappeln sollte an den vom Bund aufgelegten Förderinstrumenten partizipieren.
Einige Städte haben bereits damit begonnen, wie, um nur ein Beispiel zu nennen - durch die
Initiative "Haus sanieren - profitieren".
So entstehen auch fär langfristige und nachhaltige Effekte für unseren Stadthaushalt.
Meine Vision ist die Entwicklung eines Leitbildes unserer Stadt, sozusagen die "Marke Kappeln",
mit der sich Bürgerinnen und Bürger jeder Altersgruppe, und ebenfalls die Gewerbetreibenden
identifizieren können. In dieser Marke gilt es, die Historie, die Gegenwart und den Blick in die Zukunft zu
verbinden. Ein Ziel könnte sein "Umweltfreundlichste Stadt an der Schlei".
Dieser Prozess sollte hauptsächlich von der Bevölkerung Kappelns mit Inhalt
gefüllt werden. Der Bürgermeister und die Stadt können und sollen natürlich
ebenfalls Ideengeber sein.
- Ökonomie und Ökologie schließen sich nicht aus, sondern bedingen einander.
Wie sehen Sie die Möglichkeiten der Umsetzung der beiden Großprojekte Olpenitz
und Ellenberg in Verbindung mit der Natur, die Kappeln seit Jahrzehnten die Touristen beschert?
-
Sabine Meerjanssen:
Sowohl das Großprojekt Olpenitz als auch das Großprojekt Ellenberg macht nur Sinn, wenn eine Einbindung
in die ökologischen Rahmenbedingungen stattfindet.
Ich gehe davon aus, dass dies auch die Interessen der Investoren sind. Dies schon vor dem Hintergrund,
dass "Bettenburgen" Touristen nicht anziehen, sondern abschrecken.
-
Sascha Boettcher:
Ich freue mich darüber, dass eine immer größere Zahl von Menschen die Verbindung von
Ökonomie und Ökologie, insbesondere auch bei Projekten der Wirtschaft,
schätzen lernen. Dafür, dass es sich lohnt, interdisziplinär und damit übergreifend zu denken,
gibt es mittlerweile unzählige Beispiele.
Der wohl größte Schatz Kappelns ist die Natur in Verbindung mit Schlei und Ostsee.
Für die Großprojekte ist es von besonderer Bedeutung, dass in den damit verbundenen
komplexen Verfahren unabhängige, ich betone: unabhängige, Gutachter das Verfahren begleiten
und uns, der Bevölkerung Kappelns, sowie den Gremien, aussagekräftige Grundlagen bieten.
Dann, aber auch nur dann, werden die zukünftigen Auswirkungen (ökonomisch und ökologisch) nachhaltig
berücksichtigt werden können.
Je größer ein Projekt ist, umso wichtiger ist es alle Betroffenen und ebenfalls ihre Sorgen
und Bedenken zu respektieren. Eine mehr oder weniger erzwungene Akzeptanz, die auf Angst und Druck aufbaut, kann nicht
zukunftsorientiert sein.
- Jüngste Versuche, die Baumschutzsatzung der Stadt Kappeln auszuhebeln scheiterten.
Wie sehen Sie als möglicheR BürgermeisterIN und damit VerwaltungschefIN persönlich
diese angedachte Satzungsänderung?
-
Sabine Meerjanssen:
Ich mag Bäume und habe mich persönlich dazu entschlossen, statt mehrerer Parkplätze bei uns am Haus
einen giftfreien und vielfältigen Garten mit mehreren Bäumen auch für meine Kinder anzulegen.
Eine Baumschutzsatzung, die Bäume schützt, ist daher aus meiner Sicht wünschenswert.
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Sascha Boettcher:
Persönlich fand ich den Argumentationsansatz falsch. a) Wir müssen
Bürokratie abbauen? Durch die Änderung des Landesrechts können wir die
Baumschutzsatzung aufheben? Also machen wir es.
b) Es wurde argumentiert: Man müsse das Fällen eines Baumes jedem einzelnen Bürger überlassen.
Das Problem jeder freiwilligen Selbstbeschränkung ist, dass sie ein wunderbares Instrument ist. Jedoch
spielt man dieses niemals in seinem eigenen Garten.
- Medienberichte und gezielte Nachfragen der Grünen in den Gremien hatten
immer wieder zum Ergebnis, dass die Einwohnerzahl Kappelns dramatisch gesunken ist.
Werden Sie die Beschäftigtenzahl des Rathauses senken?
-
Sabine Meerjanssen:
Ich halte es für kontraproduktiv, als erstes das Vertrauen der Beschäftigten im Rathaus dadurch zu beanspruchen,
dass über Arbeitsplatzabbau spekuliert wird.
Wir haben in Zukunft große Aufgaben zu bewältigen. Als Verwaltungschefin möchte ich das Vertrauen
meiner Mitarbeiter gewinnen und deutlich machen, dass die Fachkompetenz der Beschäftigten im Rathaus
dringend erforderlich ist, um diese Großprojekte im Sinne der hier lebenden Menschen umzusetzen.
-
Sascha Boettcher:
Wir bewegen uns hier in einem sehr komplexen Umfeld. Die Verwaltung erledigt nicht nur Aufgaben für
unsere Stadt, sondern auch für das Amt Kappeln Land. Außerdem gibt es landesrechtliche Vorgaben, die einzuhalten
sind. Ich werde mich dafür einsetzen, dass eine Überprüfung des Stellenplans
erfolgt und dass es dabei auch eine Wirtschaftlichkeitsanalyse gibt, die auch die nicht konkret
ermittelbaren Werte, wie z.B. soziale Auswirkungen, berücksichtigt.
Außerdem erledigt sich diese Fragestellung, wenn mein Ziel einer erfolgreichen Ansiedlungspolitik verwirklicht wird.
- Würden Sie die Wahl gewinnen, wie sähen Ihre Vorstellungen zur Barrierefreiheit in Kappeln aus?
-
Sabine Meerjanssen:
Von der Barrierefreiheit würden alle profitieren. Sie ist Voraussetzung dafür, dass Kappeln als touristisches
Zentrum zukünftig eine gute Chance hat, sich mit einem Alleinstellungsmerkmal zu platzieren.
Die Barrierefreiheit wird sicher nicht auf einmal zu erreichen sein, jedoch bin ich zuversichtlich,
dass viele kleine Schritte zu einer attraktiven barierefreien Stadt führen werden.
-
Sascha Boettcher:
Wie bei jedem anderen Thema auch werde ich zunächst mit den Fachleuten sprechen.
Dazu zählt zum Beispiel der Seniorenbeirat, der dieses Thema im Detail schon lange begleitet.
Aufgrund unserer traditionellen Bausubstanz und unserer relativ engen Haushaltslage muss ein stimmiges und machbares
Gesamtkonzept erarbeitet werden. Es ist wichtig die notwendigen Maßnahmen zu ermitteln
und eine Prioritätenliste zu erstellen. Diese muss dann zeitnah abgearbeitet werden.
Oft können auch kleine Maßnahmen eine große Wirkung entfalten.
Die Barrierefreiheit ist Bestandteil meiner Gesamtkonzeption und ist bei Maßnahmen
und Handlungen der Verwaltung, soweit davon betroffen, zu berücksichtigen.
- Gemäß der Demographie in Kappeln:
Werden Sie sich als zukünftigeR BürgermeisterIN Kappelns für
ein Stimmrecht des Seniorenbeirates mindestens in den Ausschüssen Bau und Umwelt und Verkehr einsetzen?
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Sabine Meerjanssen:
Ja, wobei Kinder und Jugendliche aus meiner Sicht ebenso zu berücksichtigen sind.
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Sascha Boettcher:
Ich werde dem Stadtparlament die Notwendigkeit und Bedeutung einer solchen Maßnahme vorstellen
und dieses zur Diskussion stellen. Die Entscheidung darüber fällt das Gremium selbst.
Im Übrigen wäre dies entgegen anders lautender Stimmen auch leicht zu realisieren.
In jedem Fall sollte aber darüber mit dem Seniorenbeirat gesprochen werden.
Eine solche Verfahrensweise, also die Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen,
wird ein grundlegendes Prinzip meines Verwaltungshandelns sein.
- Benennen Sie bitte 2 wesentliche Punkte, warum Sie Bürgermeister bleiben wollen,
beziehungsweise, warum Sie den Amtsinhaber ablösen wollen und damit die bessere Wahl für Kappeln wären!
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Sabine Meerjanssen:
Ich bringe die fachlichen Voraussetzungen dafür mit, sämtlichen Projekte in Kappeln fachkundig und
menschenorientiert zu begleiten.
Die Stadt befindet sich in einem massiven Umbruch. Es macht Sinn, sich für eine Bürgermeisterin zu entscheiden,
die eine volle Wahlperiode zur Verfügung steht.
Damit ist gewährleistet, dass die Projekte in der Planungsphase durchgängig und mit hoher
Fachkompetenz begleitet werden.
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Sascha Boettcher:
Als Bürger unserer Stadt konnte ich einige Veränderungen (z.B. Verbesserung des Informationsflusses
und Verhinderung des Pavillons durch juristische Unterstützung im Hintergrund) erreichen, insbesondere auch in
der Zusammenarbeit mit anderen. Ich bin teamfähig.
Dazu repräsentiere ich die verbindende Generation zwischen Jung und Alt.
Durch meine Arbeit und Ausbildung, auch im Ausland, weiß ich wie Großprojekte funktionieren,
welche Konflikte bei welchen Fehlern entstehen und wie diese gelöst werden können
- Stadtmarketing, Sondernutzungsflächen, Haushaltslage, Mindereinahmen, WTK, WKK, Pro Kappeln:
Wie sehen ihre Vorstellungen als möglicheR zukünftigeR oder bleibender BürgermeisterIN aus,
die Wirtschaftsverbände Kappelns an ein Seil zu bringen, an dem sie in die gleiche Richtung ziehen?
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Sabine Meerjanssen:
Durch personelle Umstrukturierung.
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Sascha Boettcher:
Bereits Ihre Frage zeigt, wie viele "kleine" Projekte und notwendige Problemlösungen es gilt anzubieten.
Seit langem habe ich das Gefühl, dass im Schatten der "Großprojekte" das Tagesgeschäft
immer wieder außer Acht gelassen wird.
Dass sich Positionen dermaßen verhärten, wie es sich in unserer Stadt in den vergangenen Jahren
immer wieder zeigt, muss nicht sein.
Kooperation bedeutet allerdings ein aufeinander Zugehen. Wichtig ist es, die Sachebene und die
persönliche Ebene zu trennen. Hier ausgleichenden Einfluss zu nehmen ist eine der Aufgaben des
Bürgermeisters. Es kann, und es wird uns gelingen, gemeinsame Interessen zu entwickeln und zu Erfolgen zu
bringen.