Wie Regionalität den Tourismus fördert
Das internationale "Citta Slow"-Konzept
für Städte
und Gemeinden
in Schleswig-Holstein umsetzen
Unterschiede verflachen...
Die Welt ist klein geworden und die Globalisierung bietet Möglichkeiten zum nahezu endlosen Austausch und
zur Verbreitung von Waren und Dienstleistungen aller Art.
Diese Verfügbarkeit führt dazu, dass Unterschiede zwischen den Regionen immer mehr verflachen
und typische Besonderheiten verdeckt und durch austauschbare Durchschnittsmuster ersetzt werden.
Am sichtbarsten wird dieses in den Einkaufsstraßen der Städte. Auch im Tourismus wird es schwieriger,
individuelle Attraktionen für sich zu beanspruchen.
...und Nachfrage nach dem Besonderen wächst
Die Vereinheitlichung führt auf der anderen Seite aber auch zu einer wachsenden Nachfrage nach dem “Echten”,
dem Individuellen. So haben sich mittlerweile zahlreiche Kleinstädte der internationalen Citta Slow-Bewegung angeschlossen.
Sie wurde in Italien gegründet und zeigt interessierten Städten Leitlinien und Hilfestellung für ihre
individuelle, umwelt- und lebensfreundliche Entwicklung auf.
Mit “bewusst im Hier und Jetzt” lässt sich der Rahmen der angestrebten Stadtentwicklung am besten umschreiben.
In Deutschland gibt es mittlerweile fünf Citta Slow. Eine von ihnen ist Waldkirch: Die Stadt ist
eine ökologische Modellkommune, die mehrfach für ihr Projekt “Sanfte Ferien” Auszeichnungen erhielt.
Besonderheiten weiter entwickeln
Umweltfreundliche Stadtentwicklung, Aufwertung von Flächen, Produktion und Verbrauch von natürlich
erzeugten Lebensmitteln, Schutz regionaltypischer Produkte und Förderung der Gastfreundschaft sind erklärte
Ziele der Citta Slow-Bewegung.
Bürgerinnen und Bürger sollen ein Bewusstsein für die Besonderheit ihrer Region entwickeln und diese durch
ihr Verhalten unterstützen und fördern.
Dazu passt das Zitat auf der deutschen Citta Slow-Homepage:
Tradition pflegen heißt nicht, Asche aufbewahren,
sondern Glut am Glühen halten.
(Jean Jaurès)
In diesem Sinne strebt Citta Slow eine offene Weiterentwicklung gewachsener Tradition an,
die für den Tourismus wichtige Impulse liefert.
Schleswig-Holstein fehlt ein regional abgestuftes Tourismuskonzept
Die Landesregierung in Schleswig-Holstein geht mit ihrem neuen Tourismuskonzept leider einen gänzlich anderen Weg.
Durch eine aus unserer Sicht sehr einseitige Ausrichtung auf nur drei Zielgruppen (Familien mit Kindern, Best Ager
und anspruchsvolle Genießer) wählt sie einen stark verallgemeinernden Ansatz.
Unterstützt werden vom Land nur Projekte, die in dieses Konzept passen - unabhängig davon, ob sie in die
Region passen.
Das Wort Regionalität spielt keine Rolle. Damit leistet dieses Tourismuskonzept der oben
angeführten Verflachung und Beliebigkeit weiter Vorschub.
Grünes Tourismuskonzept: Authentizität statt Austauschbarkeit
Bündnis 90/Die Grünen sind davon überzeugt, dass die Einzigartigkeit der Natur und Kultur die wichtigsten Auswahlkriterien
für Menschen sind, die in Schleswig-Holstein Urlaub machen.
Deshalb halten wir es für den besseren Ansatz, diese Einzigartigkeit noch mehr herauszustellen und damit
zu werben und zwar zielgruppenübergreifend!
Investitionen in die touristische Infrastruktur sollten aus unserer Sicht in erster Linie dazu beitragen,
die Besonderheiten der Region zu stärken, sich sanft in die vorhandene Natur und Kultur einzufügen und dazu beitragen,
die Region noch ein Stückchen einzigartiger zu machen.
In Schleswig-Holstein steigen die Übernachtungszahlen vor allem bei Campingurlaubern - aber
diese Gruppe gibt es überhaupt nicht im schwarz-roten Tourismuskonzept.
Jugendgruppen, Radreisende, Städteurlauber? Auch sie werden darin nicht berücksichtigt.
Wir sind überzeugt: Das internationale Citta Slow-Konzept gibt dem Tourismus Impulse und fördert
die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt! Deshalb greifen wir diese Idee der
Regionalentwicklung auf und unterstützen sie.
Denn Citta Slow kann noch mehr: Unter diesem Label lässt sich eine komplette lebensfreundliche Stadtentwicklung
unter Beteiligung aller Menschen, die dort leben, voranbringen!
Wie bitte geht's zur Citta Slow?
Bestandsaufnahme & Leitbild
In einer ersten Bestandsaufnahme mit möglichst breiter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern wird erarbeitet,
was die Qualität der Stadt ausmacht.
Wofür steht sie? Wo hat sie ihre Tradition? Gibt es stadtspezifische Dienstleistungen, Handwerk oder
kulinarische Gerichte? Wie stehen die Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Stadt?
Und vor allem: Wo wollen wir hin? Was ist unser Leitbild? Auch “klassische“ Umweltthemen wie Verkehrsplanung,
Umweltpolitik, Gestaltung des Ortskerns etc. sollten unter die Lupe genommen werden.
Maßnahmenplan formulieren
Auf Basis der Bestandsaufnahme wird ein Maßnahmenplan entwickelt, wo die Stadt sich verbessern möchte.
Wichtig dabei: Nicht alles auf einmal angehen! Besser für die Motivation aller Beteiligten ist es, dass die
Stadt sich erreichbare und vor allem konkrete Ziele setzt. Konkret ist ein Ziel dann,
wenn es eine Zeitangabe, einen Verantwortlichen und eine messbare Größe beinhaltet.
Und ganz wichtig: Kommunikationsstrukturen aufbauen! Sowohl für die interne Kommunikation als auch für die
externe (Werbung!).
Aufbau einer Struktur, die die Fortführung des Prozesses sichert
Damit der Prozess dauerhaft am Leben bleibt, müssen Strukturen geschaffen werden, die dies ermöglichen.
Ein/e “Citta Slow-Beauftragte/r“, regelmäßige BürgerInnen-Runden und offene Kommunikationsstrukturen sind
dabei hilfreiche Elemente.
Kann Slow City auch für Kappeln ein Weg sein, Wirtschaft und Tourismus in der Region zu fördern?
Darüber wollen wir mit Ihnen diskutieren.
Grietje Bettin, MdB von Bündnis 90 / Die Grünen
wird das Slow City-Konzept vorstellen.
am 16. April um 15:00 Uhr,
"Alte Schiffsgalerie", Flensburger Straße 17
Flyer "Citta Slow" Konzept in SH umsetzen.
Weitere Informationen zu Slow City finden Sie auf
www.cittaslow.info